Langsam nimmt der Marktplatz in der Grefrather Ortsmitte eine attraktivere Gestalt an. Begonnen hat die Verschönerungsmaßnahme zu Beginn des Jahres, als am Markt und an der Hohe Straße acht Bildtafeln mit historischen Fotos an vier Laternenpfählen angebracht wurden. Sie zeigen dem Betrachter die Ortsansicht, wie sie vor 70 bis 120 Jahren ausgesehen hat.
Die stark vergrößerten Aufnahmen sind so platziert, dass man die Veränderungen an den Gebäuden und dem Markt durch einen Betrachtungsvergleich gut erkennen kann. Man kann feststellen, dass es keine oder kaum bauliche Veränderungen gegeben hat. Hierfür ist das ehemalige Rathaus, Markt 2, ein gutes Beispiel. Es diente der Gemeinde Grefrath bis 1939 als Bürgermeisteramt. Neben der Verwaltung war die Polizeistation dort untergebracht, zu der im Erdgeschoss eine Arrestzelle gehörte. Heute arbeitet wieder ein Teil der Gemeindeverwaltung dort, als vor einiger Zeit der Bürgerservice in dem bis dahin von einem Herrenbekleidungsgeschäft genutzten Teil des Hauses eingezogen ist.
Postkartenmotive verschönern den Grefrather Markt.
Schräg gegenüber gab es einmal das bei den Grefrathern bekannte und beliebte Kaufhaus Monsau mit Druckereibetrieb, das im Krieg durch eine Bombe vollständig zerstört wurde. Die Kreissparkasse Kempen-Krefeld kaufte das Trümmergrundstück und errichtete hier ein neues Zweigstellengebäude, dass 1955 eröffnet wurde. Nach dem Weggang der Sparkasse im Jahre 2001 zu ihrem neuen Gebäude Ecke Hohe-/Dunkerhofstraße zog u. a. ein Zeitungs- und Lotto-Laden, sowie ein Schnell-Imbiss hier ein. Die historische Ansicht zeigt die Häuserzeile in den 1920er Jahren. Das Gebäude an der Ecke Markt/Hohe Straße, in dem sich seit mehr als 100 Jahren die Gastwirtschaft „Zum Fürsten Blücher“ befindet, hat sich wohl am wenigsten verändert, wie der Vergleich mit der vergrößerten Postkartenaufnahme zeigt. Im Obergeschoss befand sich die „Lichtburg“, Grefraths erstes Kino, das bereits 1920 erste Filme zeigte.
Am Markt gab es bis zum 10. Februar 1945 das Kaufhaus Monsau.
Es lohnt sich, auch die weiteren Ortsperspektiven zu betrachten. Noch einmal lassen die Bilder die Marktdrogerie von Familie Schmitz und die Geschäfte von Tophoven, Hoeren, Douteil, Kempges und ein Teil der Außengastronomie des Hotels Gartz aufleben. Ebenso kann man einen Blick über den autofreien Marktplatz werfen. Diese Idee der Ortskernverschönerung, die von Bürgermeister Stefan Schumeckers angeregt und vom Heimatverein Grefrath und von Grefrather Firmen unterstützt wurde, wird weitergeführt werden. Wie die Gemeindeverwaltung bestätigte, sind weitere bildliche „Historische Ortsansichten“ geplant. Als nächstes Projekt könnten am Bergerplatz Vergleichsbilder an Laternenpfählen angebracht werden. Dann würde vermutlich Kaiser Wilhelm I. wieder auf die Grefrather Bevölkerung herabschauen.
Sitzpodeste und neue Bäume laden zum Verweilen ein.
Inzwischen sind zur Förderung der Attraktivität des Marktplatzes, angestoßen durch das Projekt „4155“ (ehemalige Postleitzahl Grefraths) neue Bäume gepflanzt und diese mit großen, rechteckigen Sitzpodesten umbaut wurden. Ausgestatte mit einer wetterfesten Holzauflage und mit Einzelsitze versehen, bieten sie Platz für viele Menschen. Rund um den Springbrunnen „Spielende Kinder“ und über den Marktplatz verteilt, sind passende Modelle von „Rundhocker“ für die Benutzung von Einzelpersonen aufgestellt worden. Ebenso kamen neue Fahrradständer und Mülleimer hinzu. Auch die vielen, unschönen „Flickarbeiten“ im Steinpflaster wurden beseitigt und runden das Gesamtbild positiv ab. Dieses Projekt wird durch ein Förderprogramm des Landes NRW unterstützt. Bleibt zu wünschen, dass diese Maßnahmen zur Belebung des Marktplatzes beitragen möge.
Text und Fotos Alfred Knorr [26.2.2024]
Das alte Grefrather Bürgermeisteramt hat sich im Vergleich zur Kaiserzeit kaum verändert.
Rechts im Bild die Gastronomie „Zum Fürsten Blücher“ auf der Hohe Straße / Ecke Markt.
Die Hohe Straße mit dem alten Rathaus (rechts). Auf der historischen Aufnahme ist die Außengastronomie des Hotels Gartz zu sehen.
Der neugestaltete Marktplatz in der Grefrather Ortsmitte mit ihren einladenden Sitzgelegenheiten Anfang 2024 (Fotos Birk).